Sicherlich wären hier glücklich wirkende Bilder von mir und meiner Family zu erwarten gewesen oder Sammlungen der schönsten Liebesgedichte* an meine Frau oder einige Hinweise, wie man solche erlangt. Aber solche Sachen kann ich vielleicht nicht und mache ich auch nicht (bzw. nicht mehr!). Tatsächlich bereite ich ein Forschungsthema vor, in dem das Thema Love ein wesentlicher Bestandteil sein könnte. Ich bin außerdem bereits vor langer, langer Zeit zu der Erkenntnis gelangt, dass Love einen erheblichen Einfluss auf Work, Art und Science haben müsste. Weiterhin ist anzunehmen, dass ein Mangel an Love ein Ungleichgewicht hervorbringt, welches der Gesundheit, Health, nicht zuträglich ist. Dies würde jedenfalls so einige Beobachtungen erkären. Ich werde sicherlich darüber schreiben, sobald ich soweit bin.

^{* es gab in Wirklichkeit nur ein einziges und ich nannte es: „Ja!“}

Ich kenne kein anderes Thema, über das ich im Verlauf meines Lebens soviel nachgedacht habe, wie über Love. Obwohl ich der Meinung bin, dass ich unverhältnismäßig viel darüber nachgedacht habe, stelle ich jetzt fest, dass ich insbesondere in den letzten Jahrzehnten unverhältnismäßig wenig darüber gesprochen habe. Dies war bis zu einem gewissen Punkt in meinem Leben nicht so. Eines Tages fühlte ich mich anscheinend wenig verstanden, wenig wissend und wenig von den Erzählungen anderer profitierend. Jedwelche Aussage meinerseits hierzu erschienen mir also gegenüber anderen zwecklos. Bis zu diesem Punkt waren meine Eindrücke ohnehin nur bedingt nützlich und zeigten womöglich wenig Tiefsinn, auch wenn über sehr lange Zeiträume hinweg anscheinend nichts anderes zu verstehen gewesen hätte sein sollen. Dennoch habe ich weiterhin viel darüber nachgedacht und nach Wegen gesucht, zum Thema Love etwas beizutragen, wenn auch überwiegend im wissenschaftlichen Kontext und – im Gegensatz zu vorher – weniger im künstlerischen Bereich.

Ich habe noch nicht damit begonnen, die verschiedenen Definitionen über Liebe zu sichten und fühle mich wenig motiviert weiterzusuchen, wenn ich auf Sätze stoße, die eine starke Anziehungskraft zwischen Personen beschreiben. Es ist sicherlich nicht zu leugnen, dass Menschen die Liebe empfinden sich anziehend finden könnten. Die Frage ist, ob das allein Liebe ist und ob es womöglich keine Liebe ist, würde diese Kraft nicht so intensiv zu beobachten sein, wie verschiedene Definitionen es zu beschreiben scheinen. Es sind daneben sicherlich andere und verschiedenste Formen der Liebe bekannt. Angefangen von der Liebe zu Nahestehenden, über die Liebe zu einer Sache bishin zur Liebe, die in eine Tätigkeit oder in ein Werk eingelossen ist. Die Liebe zwischen Personen sei hier als Liebe im engeren Sinne zu verstehen. Bei der Liebe, die in eine Sache eingeflossen ist, handelt es sich vermutlich um eine Art Schnittmenge zwischen Work und Love. Die Liebe zu einer Sache oder für einen Moment entspricht hier, wenigstens vage, der Liebe im weiteren Sinne.

Obwohl ich oben geschrieben habe, dass ich zur Liebe im engeren Sinne nichts aussagen möchte, nutze ich dennoch die Gelegenheit ein paar Gedanken in Form eines Brainstormings zu teilen. Da ich bereits zugegeben habe, trotz Jahrzehntelang andauernder Bearbeitungszeit, erst wenig zu wissen, fällt es mir leicht zu sagen, dass ich keine meiner Gedanken als richtig deklarieren kann. Vielleicht, wenn auch unwahrscheinlich, wird man das eine oder andere zu gegebener Zeit etwas besser verstehen oder widerlegen können:

• Liebe scheint kompliziert zu sein, obwohl oder gerade weil nahezu überall darüber geschrieben wird.
• Liebe scheint einerseits nicht endlich und andererseits vergänglich zu sein. Mir ist keine Intensitätsgrenze bekannt. Mir ist keine Bedingung bekannt, von der Liebe in der Vergangenheitsform zu reden. Dennoch steht es so geschrieben.
• Liebe scheint nicht einseitig feststellbar zu sein. Es scheint Definitionen der Liebe zu geben, die einsetig festzustellen sind. Diese scheinen nicht oder schwer anwendbar zu sein.
• Liebe scheint ein Kompromiss zwischen zwei oder mehreren Individuen zu sein. Das volle Spekrum der Liebe gemeinsam zu haben, scheint wenig realistisch zu sein. Wenn der Kompromiss weit genug reicht, um von Glück zu sprechen, scheint es für alle Beteiligten ein guter Kompromiss zu sein.
• Liebe scheint eine Art Kompatibelität zu erfordern. Die Liebe zwischen Menschen, die einander nicht verstehen scheint möglich, aber erheblich schwieriger zu sein. Es scheint unklar zu sein, ob eine Kompatibelität im Lauf der Liebe entsteht. Es scheint so, dass diese Imkompatibelität die Liebe zwischen Menschen erschwert, da diese sich nicht hierzu in der Lage sehen.
• Liebe und Sex scheinen miteinander kompatibel zu sein. Möglicherweise ist beides auch gleichsetzbar. Er scheint jedoch, dass sich das eine schwer durch das andere ersetzen lässt. Es scheint außerdem so, als wäre es möglich, nur eines davon zu erleben. In dessen Folge erscheint es ungerecht zu sein, wenn kein gemeinsames Verständnis über diesen Umstand vorhanden sein sollte.
• Es scheint leicht, Begegnungen zu versäumen. Es scheint sinnlos, sich Fragen über vergangene Begegnungen und Möglichkeiten zu stellen. Es gibt jedoch Beobachtungen, die davon erzählen, dass Liebe trotz einiger Barrieren einen Weg gefunden hat, sofern sie denn vorhanden war.
• Die Annahme das alle Menschen ihre Liebe finden, scheint falsch zu sein. Einige Beobachtungen lassen jedoch den Schluss zu, das manche sich nicht in der Lage gesehen hatten, ihr Glück zu ergreifen oder aufrecht zu erhalten.
• Liebe scheint unheimlich viel Arbeit zu sein und scheint in vielen Momenten äußerst schlecht „bezahlt“ zu werden.